Orthomolekulare Therapie bei degenerativen Gelenkerkrankungen

Der Knorpel, der unsere Gelenke überzieht ist eine schöpferische Meisterleistung: Er vereint verschiedenste Eigenschaften, die für unseren Körper essenziell sind. Der gesunde Gelenkknorpel hat eine glasige, weisse Oberfläche, dient als Dämpfer bei Druckbelastungen und besitzt exzellente Reibungseigenschaften. Der menschliche Knorpel ist 6 Mal glatter als Eis! Seine Eigenschaften sind nur möglich, weil er nicht durchblutet ist, sondern passiv über die Gelenkflüssigkeit ernährt wird. Wird der Knorpel einmal verletzt, verringert die fehlende Durchblutung allerdings zwangsläufig das Heilungspotenzial.

Gelenkerkrankungen umfassen die Gesamtheit aller krankhaften Veränderungen und Störungen der Gelenke. Dieser Beitrag beschränkt sich auf degenerative Gelenkerkrankungen. Darunter fallen Arthrose sowie Rheumatoide Arthritis, Gicht und Chondrocalcinose im fortgeschrittenem Stadium.

«Altersbedingter» Verschleiss der Gelenke

Degenerative Gelenkerkrankungen kommen relativ häufig vor. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität der Knorpelschutzschicht und der Gelenkschmiere ab. Dadurch erhöhen sich der Druck und die Reibung auf den Knorpelschichten, und der Gelenkknorpel bildet sich zurück. Gelenkerkrankungen und der damit verbundene Gelenkverschleiss schränken die Lebensqualität nicht nur hinsichtlich der Beweglichkeit, sondern auch im Bezug auf die Mobilität der Betroffenen deutlich ein und sind oft schon bei einfachen Bewegungsabläufen von zum Teil heftigen Schmerzen begleitet. Besonders anfällig für Verschleißerscheinungen sind Knie-, Finger- und Hüftgelenke sowie die Wirbelsäule.

Auslösende Ursachen und verstärkende Faktoren degenerativer Gelenkerkrankungen

Die auslösenden oder verstärkenden Faktoren für Gelenkverschleiss sind so vielfältig wie ihre Ausprägungen: Bislang sind etwa 30 Arthrose-Ursachen bzw. zur Arthrose führende Grunderkrankungen bekannt. Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl in Form einer nicht abschließenden Liste:

Überlastung

  • durch Fehlbelastung
  • durch einseitige Belastung
  • durch Leistungssport
  • durch Übergewicht/Adipositas

Angeborene Fehlstellungen und Gelenkdeformationen

(Gelenksdysplasie, Gelenkluxation)

Posttraumatische Veränderungen

  • Spätfolge nach Knorpel-, Meniskus-, Band- und Kapselverletzungen
  • Achsenfehlstellung nach Frakturen

Postchirurgische Arthrose

Arthrose als Folge chirurgischer Eingriffe, z.B. nach Meniskusteilresektionen

Idiopatische Nekrose

(mangelnde Knochenernährung) von Hüftkopf-, Schulter-, Kniegelenken (z.B. Morbus Perthes im Kindesalter)

Fehlernährung

Vor allem durch arachidonreiche Lebensmittel (Arachidonsäure gilt als entzündungsfördernder Stoff)

Genetische Prädisposition

Angeborene Belastungsschwäche des Gelenkknorpels (Chondromalazie)

Systemische, metabolische (stoffwechselbedingte) und endokrine Erkrankungen (Hormone)

  • Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
  • Morbus Piaget (Knochenerkrankung, die mit einem pathologisch gesteigerten Knochenumbau einhergeht)
  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Akromegalie (hormonelle Erkrankung, die v.a. Finger, Hände, Füsse und Zehen betrifft)
  • Hyperparathyreoidismus
  • Hämophilie
  • Psoriasis-Arthritis (Schuppenflechte)

Folgen von neurologischen Erkrankungen

  • Charcot-Arthrose
  • Syringomyelie
  • Polyneuropathie bei Diabetes mellitus

Nebenwirkungen von Behandlungen

Z.B. unerwünschte Wirkung bei Gelenk-Injektionen mit Kortison

Gewebe-Übersäuerung

(Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt)

  • Bildung von entzündungsfördernden Substanzen

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Alterungsprozess

  • Veränderung der Gewebeeigenschaften (mit zunehmendem Alter nimmt die Regeneration der Zwischenzellgewebe – v.a. von Bindegewebe – ab, die eigene Produktion von Hyaluronsäure reduziert sich zunehmend und die Steifigkeit des Knorpels nimmt zu)
  • Zunahme des mechanischen Stress’ am Knorpel durch progressive Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft
  • Progressiv reduzierte Körperaufnahme von bindegewebsstärkenden Aminosäuren (Verschlechterung der Stoffwechselleistungen)

Oxidativer Stress

Neue Studien zeigen deutlich, dass intraartikuläre Entzündungen und oxidativer Stress den Knorpelabbau aktivieren und vorantreiben)

  • Chronische unterschwellige Entzündungen (Low-grade Inflammation), die im Hintergrund zu einer langsamen Zerstörung des Gewebes führen

Mehr erfahren oxidativen Stress

Bakterielle oder virale Arthritis

Entzündung im Gelenk infolge Gelenkinfektion.

Ablagerung von Schlacke und Toxine in den Gelenken

Z.B. Ablagerung von schädlichen Schwermetallen

Mangelnde Bewegung

Gesunder Knorpel braucht Bewegung


Die Ernährung des gefässlosen Gelenkknorpels funktioniert nicht wie bei anderen Körpergeweben über das Blut, sondern über die Gelenkflüssigkeit. Da Knorpel keine Blutgefässe enthalten, ernähren sie sich nur auf Diffusionsbasis. Durch die starken Druckschwankungen, die entstehen, wenn ein Gelenk unter Belastung bewegt wird, wird Gelenkflüssigkeit gewissermassen in den Knorpel hinein- und wieder herausgewalkt. Ist das Gelenk zu wenig aktiv, kann der Knorpel an Nährstoffmangel leiden. So beginnt ein Teufelskreis: Je weniger die Gelenke bewegt werden, desto schneller schreitet die Abnutzung voran und desto stärker werden die Schmerzen. Als Folge davon werden die Gelenke noch mehr geschont und die Muskelatrophie nimmt zu. In diesem Fall ist ein Muskelaufbautraining nötig, da trainierte Muskeln die geschädigten Knochen- und Knorpelbereiche entlasten.


Konservative Behandlungsmöglichkeiten von Gelenkerkrankungen bezwecken hauptsächlich, die Gelenkfunktion so gut wie möglich aufrechtzuerhalten und vor allem, den bestehenden Gelenkschmerz zu lindern. Therapeutische Möglichkeiten, Arthrose rückgängig zu machen, gibt es nicht. Ziel der Therapie sind eine Verringerung der Beschwerden und eine Verlangsamung – oder im besten Fall eine Stabilisierung – der Knorpelzerstörung.