Bindegewebe

Das Bindegewebe – so wichtig und doch so unterschätzt

Etwa ein Drittel des menschlichen Körpers besteht aus Bindegewebe bzw. Stützgewebe. Es wird unterteilt in Bindegewebe, Knorpelgewebe, Knochengewebe und Fettgewebe, das im gesamten Körper vorhanden ist. Hauptbestandteil und wichtigste Gerüstsubstanz des Bindegewebes ist neben Elastin das Kollagen. Das Wort «Kollagen» ist aus dem griechischen Wort «Kolla» abgeleitet, was «Leim» bedeutet. Kollagen ist das Hauptprotein, das die Zellen zusammenhält, stabile Blutgefässe aufbaut, die Grundlage für Struktur und Knochen liefert und bestimmte Hautschichten bildet. Es ist das Kollagen, das die Stabilität von Geweben und Organen bewirkt. Kurzgesagt: Bindegewebe verleiht dem Körper Struktur.

Ein Kollagenfaserbündel von 1 mm Durchmesser trägt ein Gewicht von 10 kg

Das weichere, zellreiche Bindegewebe (lockeres Bindegewebe) schiebt sich in die Spalten anderer Gewebe, unterteilt, umhüllt und verbindet Organe, und führt ihnen Nerven und Blutgefässe zu (kleine Blutgefässe enden stets im Bindegewebe, von dort werden die Zellen mit Nährstoffen versorgt und Schlacken werden abtransportiert). Derberes Bindegewebe bildet Sehnen, Bindegewebshüllen (Fascien) und Bänder. Die aus Kollagenfasern gebildeten Blutgefässe und äusseren Umhüllungen der Organe sind sehr stabil und widersetzen sich stärkerer Dehnung.

Gesunde kollagene Bindegewebsfasern weisen eine sehr hohe Zugfestigkeit auf und sind praktisch kaum dehnbar. Ihre Stabilität ist grösser als die von Stahlfasern desselben Substanzgewichts. Ein Kollagenfaserbündel von 1 mm Durchmesser trägt ein Gewicht von 10 kg.

Kollagen gibt dem Bindegewebe Form und Struktur

Kollagen (internationalisierte Schreibweise Collagen; Betonung auf der letzten Silbe) ist ein bei Menschen und Tieren vorkommendes Strukturprotein des Bindegewebes (genauer: der extrazellulären Matrix). Im menschlichen Körper ist Kollagen mit über 30 % Anteil am Gesamtgewicht aller Eiweisse (Proteine) das verbreitetste Eiweiss.

Prolin und Lysin – unentbehrlich für ein funktionierendes Bindegewebe

Ein Bestandteil der meisten Eiweissverbindungen (Proteine) ist die nicht-essenzielle Aminosäure Prolin.
Proteine sind Bausteine, die dem Körper Form und Struktur geben. Die Hauptbestandteile unseres Stütz- und Bindegewebes – Kollagen und Elastin – sind komplexe, spiralförmig angeordnete und miteinander verschränkte Eiweissverbindungen, die die Form und Textur der Haut, Sehnen, Adern, Knochen, Gelenkverbindungen usw. bilden. Für die körpereigene Synthese und die Funktionsfähigkeit dieser Eiweissverbindungen werden u.a. die Aminosäuren Prolin und Lysin zusammen mit Vitamin C benötigt.

Lysin ist ein wesentlicher und sehr wichtiger Bestandteil von Kollagen und Elastin. Kollagen wiederum ist der Hauptbaustein von Haaren, Zähne, Knochen, Blutgefässen, Knorpel, Bändern, Sehnen und Muskeln. Diese Aminosäure ist mit Prolin am Aufbau von gesundem, straffen Bindegewebe beteiligt, indem sie die Entstehung von spiralförmigen, reissfesten Bindegewebsfäden fördern. Lysin ist unentbehrlich für Stabilität und Festigkeit von Kollagen im Bindegewebe. Prolin optimiert die kollagenbildende Wirkung von Lysin. Da der Körper Lysin nicht selbst herstellen kann, muss es mit der Nahrung aufgenommen werden. Lysinmangel führt zur Bindegewebsschwäche. Heutzutage besteht ein weitverbreiteter Mangel sowohl an Vitamin C als auch an Lysin.

Die Balance zwischen Geschmeidigkeit und Stabilität ist das Kennzeichen eines gesunden Stütz- und Bindegewebes. Ist diese Ausgewogenheit gestört, z.B. durch unzureichende Neubildung von Kollagen oder durch den Verlust von Kollagen im Laufe des Alterungsprozesses, werden die Folgen sichtbar: Die Haut wird schlaff und faltig, das Zahnfleisch blutet leicht, Wunden oder kleine Verletzungen brauchen länger, bis sie abgeheilt sind und selbst ein kleiner Stoss verursacht blaue Flecken. Der verschlechterte Zustand des Kollagens hinterlässt nicht nur äusserliche Spuren, sondern kann sich in mangelnder Elastizität und Rissigkeit der Adern und Gefässe manifestieren, aber auch in einer Schwächung und zunehmender Brüchigkeit der Sehnen, Bänder, Knochen und Gelenke.